An einem regnerischen Wochenende im Juni 2014 musste ich unbedingt etwas im Packet-Radio-Netz nachschauen. Wo ist denn eigentlich in der Nähe meines neuen QTHs ein Packet-Radio-Einstieg? Da gab es doch den feinen Packet Radio Crawler, der auch eine Kartendarstellung bot, und da sieht man gleich, dass es einen aktiven Einstieg in Salzgitter gibt.
Ich weiß nicht mehr, was genau der Anlass für den PR-Zugriff war, aber es hatte etwas zu tun mit der unsäglichen Geschichte um das BB-Amateurfunkmagazin, bei der zwei wahrlich verdienten Funkamateuren das Leben schwer gemacht wird, wohl weil sie sich zu oft zu kritisch über den DARC geäußert haben. Eine Schande ist das...
DB0ABZ, 9k6-Einstieg auf 70cm klappte jedenfalls hervorragend. (Naja, ich hatte Probleme mit der Flow-Control, aber HF-mäßig ging's einwandfrei.) Irgendwas wollte ich zu dem Relais noch wissen, suchte herum und stieß dabei auf einen Blogeintrag zu DB0ABZ mit dem Text »Anschließend wurde noch ein neuer Usereinstieg Richtung OST (Wolfenbüttel) aufgebaut. ... SSID HAMNET.« Woho, meine Richtung?!
Gleich mal das Linktool angeworfen: Nicht perfekt, aber könnte klappen!
Zu DB0ABZ gibt es Abdeckungsvorhersagen in Kartenform, und auf jener zum Usereinstieg in Richtung Osten liege ich gerade so in einem grünen Fleckchen:
Auf sehr hohen Frequenzen stellt sich das von meiner Seite aus so dar:
Amateurfunk ist experimentell – auf geht's: NanoStation M5 (27 dBm + 16 dBi) besorgt, war beim Varia-Store ganz günstig. Solch ein Gerät hängt auch an der Gegenstelle, das sollte Signalstärken also vergleichbar machen.
Varia-Store verkauft über den eigenen Online-Shop, über Amazon, eBay und vielleicht noch andere Wege. Die Preise unterscheiden sich dabei gerne mal um mehr als 10 %...Provisorisch an die Regenrinne gehängt und grob richtig gedreht: DB0ABZ‑User‑O wird gehört! Signal ist stärker als -90 dBm bei etwa -100 dBm Rauschen. Funktionieren tut's aber nicht so recht: Eine WLAN-Association kommt zwar zustande, aber eine IP-Adresse wird per DHCP nicht zugeteilt, meine NanoStation teilt sich irgendwann offensichtlich selber eine 169.254er Adresse zu, die wiederum taucht dann auf der Gegenseite im Web-Interface auf?!
VPN-Zugang zum Hamnet über DB0FHN erweist sich als hilfreich, ebenso die Möglichkeit, das Web-Interface der Gegenstelle ansehen zu können: Ich werde gehört mit etwa -90 dBm Signalstärke (ist also in beide Richtungen etwa gleich, sehr schön), bei etwa -91 dBm Rauschen. Keine Ahnung, ob das reichen sollte.
Meine NanoStation ein bißchen höher gehängt, es ging besser, abends flutschte es dann sogar richtig gut (mit einer Datenrate von etwa 3 Mbps). Ich hab' mich dann mal bei Olaf DJ1BB gemeldet, der sich beim DHCP nicht ganz sicher war und mir eine feste IP-Adresse nannte (und die sogar auch gleich im DNS eingetragen hat, sowas freut mich ja).
Nächster Tag: Es geht wieder nicht so recht. Mit der Höhe experimentiert:
Erkenntnis war zu dem Zeitpunkt: Je höher, desto besser geht's. So richtig ging die Regel aber nicht auf, denn abends hat es auch tiefer schon ganz prima geklappt. Warum also nicht immer?
Olaf DJ1BB schickte eine Ansicht des Spektrums, wie (abends) von DB0ABZ‑User‑O gehört:
Unklar ist, woher die Signale, die da rund um 5.795 MHz zu sehen sind, kommen. Sie zählen offensichtlich nicht als "Rauschen", denn als Rauschpegel zeigt das Gerät -91 dBm an. Ist es die Rückseite des Usereinstiegs Richtung (Nord-)West? Dann sollte sie nicht stören und verdeckt jetzt nur die Ansicht des echten Rauschens.
Auf IP-Ebene und kurz darunter ließ sich beobachten, dass ich praktisch immer alles von DB0ABZ habe empfangen können, jedes gesendete Packet kam an (wenn meine MAC-Adresse bekannt war). Wenn's aber am Stocken war, kam offensichtlich nur äußerst selten mal ein Frame von mir auch drüben an; ARP-Requests wurden oft wiederholt, und fast alles an IP-Paketen, das rausgehen sollte, verscholl.
Ich hatte dann noch die Theorie, dass es einen Zusammenhang mit der Tageszeit geben könnte, beispielsweise Probleme aufgrund (sonnenschein-induzierter) Temperaturerhöhung auf Seiten von DB0ABZ; aber ein regnerischer Morgen hat gezeigt, dass diese Theorie nicht haltbar ist.
Reiner DH9FAX von der Taunus Relais Gruppe erklärte im Rahmen eines Vortrags während des Amateurfunktreffens in Gießen 2014, dass bei einem User-Einstieg sehr wichtig wäre, auf der Nutzerseite eine ordentliche Antenne zu haben. Hat er da vielleicht recht...?Fazit: Ich übertöne wohl nicht das Salzgitteraner Grundrauschen, es muss mehr Wumms her.
Also, was nun?
NanoBeam M5 mit 400 mm-Schüssel besorgt, montiert, einigermaßen ausgerichtet, und: DB0ABZ‑User‑O empfängt die NanoBeam mit >10 dB mehr Signalstärke als die NanoStation; in der anderen Richtung ist der Effekt auch etwa so. Auf meiner Seite hat sich außerdem das Rauschen um etwa 3 dB reduziert (aber das lag ja eh schon bei nur -100 dBm).
Der guten Ordnung halber hab' ich noch einen einigermaßen fairen Vergleich durchgeführt (gleiche Tageszeit, gleiches Wetter, gleiche Position, abwechselnd exklusiv betrieben): gleiches Ergebnis.
Nun läuft die Strecke also stabil mit typischerweise 13 bis 26 Mbps. Schauen wir mal, was passiert, wenn's regnet, windet, schneit und mehr Nutzer dabei sind. ☻
Die Funkstrecke über 12,0 km läuft weiterhin stabil, mit (zumindest abends) fast immer mindestens -79 dBm Signalstärke. Eine spürbare Abhängigkeit vom Wetter ist bisher nicht gegeben, insbesondere ein starker Einfluss durch Regen war bisher nicht zu beobachten. Weitere Nutzer sind noch nicht dabei, geschneit hat's auch noch nicht. ☺
Es sieht allerdings aus, als gäbe es tageszeitabhängige Schwankungen der Signalstärke (nicht des Rauschpegels); ein provisorisches Monitoring lief mal für zehn Tage, guckst Du hier: SigStats.
Regen, Stürme, Hagel, Schnee: bislang hat nichts davon gestört, weder mechanisch noch bei der HF-Übertragung.
Es läuft und läuft und läuft. Nichts wurde verändert außer mal einem Firmware-Upgrade, mechanisch nichts angefasst oder gar nachgezogen, weder Schrauben noch Stecker noch Kabel.
73, Marcus DF1MC |